„Ende der Ausrede?“ Kommunikationstrainerin Claudia Thiel sprach vor den Landfrauen über ein brisantes Thema.
(Fotos: Negel-Täuber)
Immer schön bei der Wahrheit bleiben!
Aber was ist, wenn junge Eltern voller Stolz ihr Baby vorführen, die Freunde das Kind aber eher missraten finden? Will man die Freundschaft retten, bleibt nur eines: eine handfeste Lüge. Ihr
Vortragsthema „Ende der Ausrede“, hatte Claudia Thiel deshalb vorsichtshalber mit einem Fragezeichen versehen. Im Vortragsraum der Sparkasse sprach die Kommunikationstrainerin vor den Kiersper
und Rönsahler Landfrauen. Kaffee und Kuchen hatte das Geldinstitut gestiftet, Sparkassenmitarbeiterin Rita Kimmel fungierte auf gewohnt umsichtige Weise als Gastgeberin und auch die Referentin
fühlte sich wohl, ist sie doch selber Landfrau.
Wie man sich selbst aus unangenehmen Situationen herauswindet, wie man mit den Ausreden anderer umgeht und wie es bei alledem um die eigene und fremde Glaubwürdigkeit bestellt ist, dazu hatte
Claudia Thiel zahllose Beispiele, angefangen bei Adam und Eva. Die biblische Szene führte sie als Lehrbeispiel an. Genützt habe es nichts, dass die beiden die Schuld von sich wiesen, von da an
war Schluss mit Lustig. Denn zu jeder Ausrede gehört jemand, gegenüber dem sie benutzt wird und häufig merkt der, dass da etwas nicht stimmt. Läuft es gut, akzeptiert der andere die Ausrede.
Läuft es nicht gut, sagt er das auch und das führt entweder zu peinlichen Situationen oder endlosen Auseinandersetzungen. Bis zu einem gewissen Grad seien Ausreden sozial gesund und entlasteten
die eigene Psyche. Sie könnten aber auch zu Langzeitschäden führen, mahnte die Fachfrau. Denn wer sich an Ausreden gewöhnt, unterstellt sie auch anderen und wer die Schuld für eigenes Versagen
regelmäßig auf andere schiebt, entwickelt handfeste Lebenslügen.
Aber die Wahrheit sei ein hohes Gut, meinten die Landfrauen. Ja, schon, antwortete Claudia Thiel, aber „die Wahrheit ist ein gefährliches Instrument“ und zudem individuell. Wer auf der eigenen
Wahrheit besteht, produziere Konflikte, weil der andere mit gleicher Überzeugung zu ganz anderen Ergebnissen komme. Die Bereitschaft zum Kompromiss sei deshalb unerlässlich, auch wenn man dazu
von der eigenen Wahrheit ein wenig abrücken müsse. „Das macht uns sympathisch.“ Und gewonnen hat, wer einen Fehler zugeben kann. „Probieren Sie es mal aus. Die meisten Menschen reagieren sehr
vernünftig.“ Umgekehrt gelte: „Wer Sie zwingt eine Ausrede zu benutzen, ist kein guter Lebensgefährte.“bnt